Am morgigen Freitag, den 8. März jährt sich wieder einmal der Internationale Weltfrauentag. Aber hat ein solcher Weltfrauentag zumindest in einem Land, welches seit vierRegierungszeiten von einer Regierungschefin geführt wird, nicht längst seine einstmals unzweifelhafte politische Berechtigung eingebüsst? Ein Blick auf die Vorstände zeigt: Im Gegenteil. Ein Beispiel: Gerade einmal 2,5 Prozent der deutschen börsennotierten Unternehmen aus DAX, S-DAX sowie M-DAX werden im Jahr 2019 von einer weiblichen Vorstandsvorsitzenden geleitet, während der Anteil an Frauen in den Boardrooms bei gerade einmal etwa 8 % befindet. 

Vielfältiger Initiativen zur Förderung der beruflichen Gleichstellung der Geschlechter zum Trotz, bewegt sich der Frauenanteil im Top-Management nur sehr langsam. Darauf weist die auf Frauen spezialisierte Personalberatung Hunting Her anlässlich des Weltfrauentages am 8. März hin. Laut einer aktuellen EY Erhebung werden noch immer gut 97 % der 160 wichtigsten börsennotierten Unternehmen in Deutschland von einem männlichen Vorstandschef geführt, während in zwei von drei der Unternehmen keine einzige Managerin im Vorstand sitzt. Das Argument, es gibt zu wenig für Vorstandsaufgaben geeignete Frauen ist nur ein einzelner Aspekt der Situation. Natürlich gibt es einzelne politische und persönliche Faktoren, welche dazu beitragen, dass wir bislang keine Geschlechterparität im Top-Management sehen allerdings begründen diese kein derartig gravierendes Missverhältnis.

 

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„Hochqualifizierte Frauen sind die mit Abstand wichtigste künftig zu erschließende Resource für Unternehmen“ – Regina Lindner, Hunting/Her Copyright: Pexels.com

Würde man aktuell bei einem Geschlechterverhältnis 60:40 stehen, könne man diese Faktoren als eine Begründung vielleicht überdenken, aber nun nicht bei 92:8. Dabei sei in vielen Unternehmen durchaus verstanden worden, dass der Ausbau des Frauenanteils auf allen Leitungsebenen eben nicht nur als Feigenblatt betrieben werden sollte, um beispielsweise politische Forderungen zu erfüllen. Ich würde in  meiner Ansicht soweit gehen, dass diese Bedeutung für den unternehmerischen Erfolg sämtliche anderen personalpolitischen Aspekte deutlich überwiegt.

Ein weitgehender Verzicht auf das Leistungspotenzials einer ganzen Bevölkerungshälfte, noch dazu der bis heute bestausgebildesten Generation überhaupt, ist schon rein aus ökonomischer Sicht bereits bedenklich. „Aber spätestens mit dem Aufstieg der Generation Y haben Arbeitgeber endgültig keine andere Wahl mehr, als die Rahmenbedingungen grundlegend zu transformieren, wobei  eine Studie unseres Hauses gemeinsam mit der Universität Lüneburg bereits 2014 gezeigt hat, dass die Erwartungen der neuen Generation an Führungskräften weitgehend identisch sind mit jenen heutiger Führungsfrauen.“

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1 „Gender-Diversität bei der Personalbeschaffung – Untersuchung der Anforderungen von Akademikerinnen bei der Arbeitgeberwahl“. So lautet der Titel einer gemeinsamen Studie der Leuphana Universität Lüneburg und der Personal- und Karriereberatung HUNTING/HER (2014).